Tourismus Grundlagen

Verkehr - Hotellerie - Reiseveranstalter - Destinationen

 
 
 

Der deutsche Hotelmarkt gilt mit ca. 35.000 Hotels und einem potenziellen Marktvolumen von ca. 620 Mio. verfügbaren Betten zwar als einer der attraktivsten, aber auch als einer der schwierigsten Märkte in Europa.

Organisationsformen in der Hotellerie

 Individualhotellerie 

Das in privater Hand geführte Hotel ist für die meisten Märkte Europas ein charakteristisches Strukturmerkmal. Unter einem Eigentums- bzw. Privathotel wird das traditionelle Hotel verstanden, bei dem sich Immobilie und operatives Geschäft in einer Hand befinden. Die Rechtsform der Hotelunternehmen ist in der Regel die Einzelunternehmung.

Hotelketten

Unter einer Hotelkette wird eine Gruppe von Hotelunternehmen verstanden, die organisatorisch unter einheitlicher und zentraler Leitung operieren, am Markt unter gleichem Namen auftreten und den gleichen qualitativen Standard bieten. Hotelketten können dabei entweder als Filial- bzw. Franchisesystem oder als Hotelkonzern organisiert sein.

Hotelkooperationen

Hotelkooperationen verkörpern eine je nach Kooperation mehr oder weniger formalisierte Form des Zusammenschlusses von Einzelunternehmen, bei der die rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit der Einzelhotels erhalten bleibt. Ziel von Hotelkooperationen ist es, über gemeinsame Aktivitäten eine werbewirksame Marke aufzubauen, um ein Gegengewicht zu den internationalen Hotelketten zu schaffen.

Markenhotellerie

Unter diesem Oberbegriff werden Hotelgesellschaften und Hotelgruppen geführt, die

- über mindestens vier Hotels verfügen,
- wovon sich mindestens eins in Deutschland befindet und
- die mit einer Dachmarkenstrategie am deutschen Hotelmarkt operieren.

Qualitätskategorien und Hotelklassifizierung

Charakteristisch für die Hotellerie ist die Klassifikation von Hotels nach Angebots- bzw. Qualitätskategorien. Die entscheidende Kategorisierungsaufgabe besteht darin, die Vielfalt zu ordnen,um dadurch Touristen, aber auch den Hoteliers Vergleichsmöglichkeiten zu verschaffen.

Die meisten Fremdenverkehrsländer verfügen über staatliche Einrichtungen oder Verbandsorganisationen, welche über das Niveau des Hotels befinden und daraus eine Klassifizierung ableiten.

Grundlegende Strukturen und Akteure der internationalen Hotellerie

Die Globalisierung in der Hotellerie zeigt in den letzten ca. 20 Jahren eine ungleichmäßige geographische Entwicklung. So ist die weltweite Hotelkapazität von 1980 bis 1997 insgesamt nur um ca. 77,9% gestiegen ist, während die Boomregion Asia-Pacific in diesem Zeitraum um 879% zulegte (Hentschel 2008, S.45f.).

Betrachtet man die Verteilung der globalen Marktanteile, bezogen auf die Herkunft der Hotelgesellschaften, wird deutlich, dass die Hotelmärkte insbesondere von den US-amerikanischen Hotelgesellschaften dominiert werden (IHA 2013, S.202). Die größte deutsche Hotelkette stellt die Hotelgruppe des Reiseveranstalters TUI dar, die mit ihren 339 Hotels in ca. 30 Ländern auf Rang 12 geführt wird.

Der weltweite Hotelmarkt befindet sich auch in den letzten zehn Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Insbesondere die großen Ketten streben zunehmend danach in allen Ländern präsent zu sein, und so prägen eine hohe Wettbewerbsintensität und starke Konzentrationsprozesse das Bild. Im Gegensatz zu seinen amerikanischen und asiatischen Mitbewerbern ist der europäische Hotelmarkt  nach wie vor durch ein fragmentiertes Angebot charakterisiert (Deloitte Hotelbenchmark Survey 2008).

Die verstärkte Expansion der internationalen Hotelketten in die Niedrig- und Mittelpreissegmente in vielen nationalen Märkten führt zu einem Preiswettbewerb, den die klein- und mittelständische Individualhotellerie auf der Kostenseite kaum erwidern kann. Auch dem gestiegenen Markenbewusstsein wird aus Sicht internationaler Kunden eher von der Kettenhotellerie entsprochen. Diese Anforderungen können derzeit nur größere Hotelgesellschaften bzw. Hotelkooperationen erfüllen. In Erwartung dieser Entwicklung wird der gegenwärtig bereits zu Lasten der Individualhotellerie geführte Verdrängungswettbewerb weltweit auch in Zukunft weiter an Härte zunehmen.

Der Autor des Moduls "Grundlagen der Hotelliere und Hotelmanagements" ist Prof. Dr. Gardini. Er ist Inhaber der Professur für dienstleistungsorientierte BWL/Tourismus, insbesondere internationales Hospitality Management und Marketing.