Tourismus Grundlagen

Verkehr - Hotellerie - Reiseveranstalter - Destinationen

 
 
 

Die Tourismusbranche ist eine der wichtigsten Wachstumsbranchen weltweit. Die WTO (World Tourism Organisation – Welttourismusorganisation) bescheinigt der Tourismuswirtschaft ein stetiges und über dem Durchschnitt anderer Branchen liegendes Wachstum, trotz starker Schwankungen in den vergangenen Jahren ausgelöst durch eine volatile Konjunktur, Epidemien, kriegerische Handlungen und weltweite Terroraktionen.

Grundlagen im Tourismus

Nach Angaben der UNWTO wird für die Jahre bis 2030 ein weltweites Wachstum um 4,4% erwartet. In Europa, als volumenstärkster Markt, wird mit einem Wachstum von 5,8% gerechnet. Die deutsche Reisebranche hat sich erneut als Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft bewährt. Der gesamtwirtschaftliche Produktionswert der Tourismusindustrien in Deutschland belief sich im Jahr 2011 auf ca. 278,3 Mrd. Euro. Hierbei wird von einer direkten Wertschöpfung der Tourismusbranche von ca. 97,0 Mrd. Euro ausgegangen. Die Deutschen sind die größten Nettodevisenbringer im internationalen Reiseverkehr. Die Tourismuswirtschaft ist eine „Querschnittsindustrie“; Kernbereiche der Tourismuswirtschaft sind das Gastgewerbe, Reiseveranstalter und Reisemittler sowie Verkehrsbetriebe wie Fluglinien, Reedereien, Bahn, Bus- und Mietwagenunternehmen.

Die Begriffe Tourismus, Fremdenverkehr, Reiseverkehr werden oftmals (und wahlweise) synonym oder für unterschiedliche Erscheinungen verwendet. Der Begriff Fremdenverkehr wird aufgrund der Dienstleistungs- und Kundenorientierung heute zunehmend durch den Begriff Tourismus ersetzt, denn ein Gast oder Kunde wird ungern als Fremder bezeichnet. All diese Bezeichnungen meinen das Reisen, also den Verkehr zwischen dem Heimatort und dem vorübergehenden Aufenthaltsort einer Person zum Zweck der Erholung, der Regeneration, des Gelderwerbs und aus sonstigen Gründen.

Wirtschaftsfaktor Tourismus

Die wirtschaftliche Bedeutung (direkte und indirekte) des Tourismus wird in Geldeinheiten (Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt), in geschaffene Arbeitsplätze, getätigten Kapitalinvestitionen sowie die den generierten Effekten (z. B. Ausgleichs-, Devisen-, Beschäftigungseffekte) gemessen. Nach Kaspar sind die ökonomischen Faktoren einer positiven Tourismusentwicklung sowohl die Zunahme des verfügbaren Einkommens, eine stabile Währungslage und eine günstige Konjunktursituation. Ein Rückgang der industriellen Produktion sowie eine unstabile Währungslage und eine ungünstige Konjunktursituation würde die Tourismusentwicklung negativ beeinflussen.

  • Tourismus in Zahlen

Tourismus ist eine der weltweiten Wachstumsbranchen der Zukunft mit einem prognostizierten Wachstum von jährlich rund 2,3% nach Europa. Europa gilt mit 534,8 Mio. internationalen Ankünften im Jahr 2012 als der wichtigste Reisemarkt. Die Wachstumsprognosen für Europa werden von der UNWTO bis zum Jahr 2030 mit jährlich ca. 3,3% angegeben. 

Die Region mit dem derzeitigen und künftigen rasantesten Wachstum ist zweifelsohne Afrika, Asien & Pazifik sowie der Mittlere Osten, nicht nur bedingt durch Neugründungen und die internationale Ausrichtung der heimischen Fluggesellschaften, sondern auch durch die weltweit ehrgeizigsten Hotelprojekte und Freizeitanlagen.

Dennoch wird Europa aufgrund seiner Ankünfte als touristische Destination Marktführer bleiben. Rund drei Viertel aller Europäer verbringen ihren Urlaub innerhalb Europas. Ein tendenzieller Zuwachs der Reisen in die osteuropäischen Regionen/Länder ist zu erwarten. Die am 01. Mai 2004 der Europäischen Union beigetretenen osteuropäischen Staaten haben einen Anteil von fast 80% des gesamten osteuropäischen Reisevolumens und sind zusammen mit Russland ausgesprochen wichtige Quellmärkte der Zukunft. Experten prognostizieren eine Absenkung des europäischen Marktanteils an internationalen Ankünften von 51,2% (Stand: 2011) auf 41,1% (Stand: 2030), der Anteil an ankommenden Reisenden nach Europa wird jedoch steigen. Die WTO schätzt für das Jahr 2030 ca. 744 Mio. Touristenankünfte in Europa (DZT 2012).

  • Ökonomische Effekte

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus kann man an dem Anteil am BIP einer Nation und am Anteil der Erwerbstätigen im Tourismus ersehen. In Deutschland ist fast jeder 14., in Österreich jeder siebte, Erwerbstätige im Tourismus beschäftigt (OECD 2010). Tourismus gehört zum Dienstleistungssektor (tertiärer Sektor) in einer Volkswirtschaft und leistet einen Beitrag zum Sozialprodukt und zur Wertschöpfung, zur Beschäftigung und zum Einkommen. Darüber hinaus ist der Tourismus Anschubfaktor und Katalysator für andere Wirtschaftszweige (z. B. Handel, Gewerbe, Verkehr), er fördert die Entwicklung strukturschwacher Regionen und den kulturellen Austausches zwischen Nationen und Ethnien. Tourismus gilt als „unsichtbarer“ Export des Ziellandes und als Import für das Entsendeland. Ein Beispiel: ein Urlaubsland „exportiert“ Sonne, Strand, Meer, exotische Küche, das Entsendeland importiert diese „Güter“; jedoch muss der Reisende sich in das Zielland begeben, um das importierte „Produkt“ zu erfahren.

Der ökonomische Beitrag der Tourismuswirtschaft lässt sich in direkte und indirekte Effekte aufteilen. Die direkten Effekte der Tourismuswirtschaft (tourismus-typischer Bereich) zeigen die engeren ökonomischen Wirkungen auf, insbesondere Güter und Dienstleistungen, die direkt für den Besucher erstellt werden, z. B. Beherbergung, Beförderung (angebotseitige Betrachtung). Die indirekten Effekte zeigen der Tourismuswirtschaft (Tourismusindustrie im weitesten Sinne) den weitgehenden Einfluss der touristischen Nachfrage auf andere Bereiche der Volkswirtschaft, also alle Auswirkungen, die die touristische Nachfrage auf die jeweilige lokale oder nationale Volkswirtschaft hat (nachfrageseitige Betrachtung).

  • Kennzahlen im Tourismus

Um die Bedeutung des Tourismus zu messen und zu bewerten, bedient man sich unterschiedlicher Kennwerte bzw. Kennzahlen. Hierbei kann es sich um absolute oder relative Werte/Kennzahlen handeln.

absolute Werte/Kennzahlen

relative Werte/Kennzahlen

  • Kapazität eines Leistungsträgers, z. B. Anzahl der Betten
  • Anzahl der Ankünfte
  • Anzahl der Übernachtungen
  • Aufenthaltsdauer
  • Reisedauer in Tagen
  • Reiseausgabe in Euro
  • u. a.
  •  durchschnittliche Auslastungen, z. B. der Leistungsträger
  • durchschnittlicher Aufenthalt
  • durchschnittliche Reiseausgaben
  • Reiseintensität (RI)
  • Reisehäufigkeit (RH)
  • Fremdenverkehrsintensität (FI)

Relative Werte/Kennzahlen haben gegenüber den absoluten Werten/Kennzahlen eine höhere Aussagekraft, da Werte in Bezug zueinander gesetzt werden bzw. sie sich auf eine einheitliche Größe oder auf sich selbst (Veränderungen von Zeitpunkt zu Zeitpunkt) beziehen und damit direkt vergleichbar sind.

  • Die touristische Nachfrage

„Die touristische Nachfrage stellt die Bereitschaft des Tourismus dar, verschiedene bestimmte Mengen touristischer Güter zu verschiedenen bestimmten Geldmengen einzutauschen bzw. zu erwerben.“ So formulierte einst Kaspar im Jahr 1991 seinen Kommentar zur Nachfrageseite im Tourismus. Heute wird jedoch nicht nur auf den Preis bzw. auf die Geldmenge geachtet. Der Preis spielt bis auf einige Ausnahmen im Nachfrageverhalten keine allzu große Rolle mehr. Nach Freyer gewinnen andere Einflussgrößen wie z. B. das Image des Reiselandes, die allgemeinen Umweltbedingungen im Reiseland, die Reiseart und Reiseform zunehmend an Bedeutung. Die touristische Nachfrage besteht im Wesentlichen in einer Nachfrage nach Beherbergungs-, Beförderungs-, Verpflegungs-, Betreuungsleistung (z. B. durch Reiseleiter, Reisebetreuer, Animateure), Vermittlungs- (z. B. durch das Reisebüro), Informationsleistung (z. B. durch die Leistungsträger) sowie nach ergänzenden Produkten und Leistungen (z. B. Kurbehandlungen, Reiseführer, Bekleidung).